Pandemie, digitale Riesen, globale Konflikte – und den Laden im Dorf lassen

Gestern habe ich beim Neujahrsempfang des Handelsverbands OWL einen Vortrag zum Thema „Pandemie, digitale Riesen, globale Konflikte – und den Laden im Dorf lassen“ gehalten. 

Der innerstädtische Handel steht bereits seit Jahren vor riesigen Herausforderungen: Der Onlinehandel boomt, wovon lokale Online Shops aber kaum profitieren. Shopping verliert als Freizeitbeschäftigung an Bedeutung, so dass die Frequenz sinkt und der inhabergeführte Einzelhandel oftmals große Nachfolgeprobleme hat.

Die Pandemie, Abhängigkeiten bei fossilen Energieträgern und geopolitische Konflikte, die zu enormen Preissteigerungen und Lieferengpässen führen, wirken als zusätzliche Katalysatoren dieser Entwicklung. Die Besucherfrequenz sank in den letzten zwei Jahren erneut stark und der innerstädtische Handel wird trotz insgesamt positiver Einzelhandelsentwicklung immer weiter abgekoppelt.

Dennoch bedeuten unsere Innenstädte und Dorfzentren für so viele Menschen Identifikation und Lebensqualität. Ich habe in meiner Rede klar gemacht, wie wichtig mir selbst meine Verankerung in Lippe ist. Denn durch meine Verankerung in einer lebenswerten Heimat, gelingt es mir mich den außenpolitischen Herausforderungen und den großen Veränderungen durch die Klimakrise, die Pandemie, die Digitalisierung und die Globalisierung zu stellen. Für mich gehört beides zusammen – Heimat vor Ort und der offene Blick als Europäer in die Welt.

Ich habe deutlich gemacht, dass wir uns trotz der Größe der bestehenden Herausforderungen nicht ängstlich vor der Zukunft verschließen dürfen. Jetzt ist die gute Zusammenarbeit verschiedener Akteure gefragt. Die Politik ist gefordert für faire Wettbewerbsbedingungen zu sorgen, hierzu gehört die Einführung einer europäischen Digitalsteuer. Genauso müssen Fördertöpfe bereit stehen um die Plätze, Gebäude und Infrastruktur in unseren Innenstädten weiterzuentwickeln und somit Räume der Begegnung zu schaffen.

Vor Ort ist es wichtig, dass die Akteure eng zusammenarbeiten, um die Innenstädte, mit einem bleibenden Handelsfokus zu multifunktionalen Zentren weiterzuentwickeln. Denn es zeigt sich: Menschen wünschen sich Zentren, in denen sie Shopping mit Gastronomie, Freizeit, Kultur, Gesundheit und Bildung verknüpfen können.

Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die zwei Megatrends unserer Zeit, die wir dabei als große Chancen begreifen müssen. Kostenfreies W-LAN, eine Online-Verfügbarkeitsanzeige von Produkten bis hin zu komplexeren Systemen, führen dazu, dass Besucher*innen in den Städten „best of both worlds“ finden. Das wachsende Bewusstsein für Verpackungsberge und lange Lieferketten im Online-Handel, ist ein wichtiger Hebel um Menschen zurück in die Innenstädte zu holen. Dafür müssen sie lebenswert und auch gut erreichbar sein. 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Handelsverband und insbesondere Prof. Beverungen für die freundliche Einladung und den konstruktiven Austausch.