#weremember

„Es war kein Wachtraum, ein lebender Toter stand mir gegenüber. Hinter ihm waren im nebligen Dunkel Dutzende anderer Schattenwesen zu erahnen, lebende Skelette. Die Luft roch unerträglich nach Exkrementen und verbranntem Fleisch. Ich bekam Angst, mich anzustecken, und war versucht wegzulaufen. Und ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Ein Kamerad sagte mir, wir seien in Auschwitz. Es war uns klar, dass etwas Schreckliches über diesem Ort lag: Wir fragten uns, wozu all die Baracken, die Schornsteine und die Räume mit den Duschen gedient hatten, die einen seltsamen Geruch verströmten. Ich dachte an ein paar Tausend Tote – nicht an Zyklon B und das Ende der Menschlichkeit.“

So beschrieb Jakow Wintschenko, Soldat der Roten Armee, seine Eindrücke bei der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 (das Zitat ist von https://www.auschwitz.info/de/gedenken/gedenken-2015-70-jahre-befreiung/zitate-zu-auschwitz.html, dort nach der Rede von Dr. Jochen Palenker, Mitglied des Vorstandes der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, zum 65. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz am 27. Januar 2010 in Berlin).

Ich kann über die schrecklichen deutschen Verbrechen des Nationalsozialismus lesen. Ich kann die unfassbar großen Zahlen lesen, ich kann mir individuelles Leid vor Augen führen und die Berichte von Opfern der Nazis anhören. Ich kann mich mit Täter*innen befassen und was sie zu diesen bestialischen Grausamkeiten gebracht hat. Ich kann mich mit vielem befassen. Begreifen in seiner ganzen Schrecklichkeit kann ich es nicht. Immer nur einzelne Facetten. Ganz bewusst benutze ich die „Ich-Form“, denn Erinnern ist nichts abstraktes. Es ist eine Aufgabe für uns als Gesellschaft, aber auch für jeden einzelnen von uns. Ich will daraus lernen – immer wieder und immer weiter – und aus diesem Lernen handeln. Und mich mit ganzer Kraft für den Auftrag daraus einsetzen: Nie wieder!

Das bedeutet für mich #weremember.